Wissenschaftliche Arbeiten verfassen – Tipps und Hinweise für Studenten

Die folgenden Hinweise sind allgemeiner Natur und berücksichtigen nicht die speziellen Gepflogenheiten bestimmter Fachbereiche. Die Vorgaben an den Hochschulen können davon abweichen; so wird manchmal gewünscht, dass zwischen Abkürzungen kein Leerraum steht (z. B. vs. z.B.). Informieren Sie sich also immer zuerst über die geltenden Richtlinien und weichen Sie nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Betreuer davon ab.

Typografie und Formatierung

Trenn- und Gedankenstrich

Der Trennstrich/Bindestrich ist ist nicht identisch mit dem Gedankenstrich. Er entspricht einem Viertelgeviert und wird ausschließlich für Trennungen und Zusammensetzungen verwendet – nicht für Einschübe oder als Gedanken- und Aufzählungsstrich. Hier kommt der längere Gedankenstrich (typografisch ein Halbgeviert) zum Einsatz. → mein Blogbeitrag zum Bindestrich

Der Bindestrich ist nicht identisch mit dem Gedankenstrich und sollte entsprechend verwendet werden

Der Gedankenstrich kann auf verschiedene Weise in den Text eingefügt werden, und zwar über:

  • Einfügen und Symbol
  • Tastaturkürzel: Win // Mac
  • eine eigene Tastaturbelegung
  • Strg + Minuszeichen (auf dem Nummernblock der Tastatur)

Achten Sie einmal darauf, wie sich das Schriftbild positiv verändert, wenn Sie die korrekten Zeichen verwenden.


Korrekte Leerräume

Diese typografische Regel wird ebenfalls oft missachtet: Zwischen Abkürzungen und Seitenangaben steht ein Leerraum, so wie Sie auch einen machen, wenn Sie die Wörter ausschreiben. Korrekt ist also z. B. und S. 5, nicht z.B. und S.5.

Zwischen Abkürzungen gehört idealerweise ein schmales geschütztes Leerzeichen

Wenn Sie die Möglichkeit haben, verwenden Sie am besten einen kleineren Festabstand oder ein geschütztes Leerzeichen, damit der Text nicht beim Leerzeichen umbrochen wird. Der Festabstand ist schmaler als das normale Leerzeichen und ergibt ein harmonisches Bild.


Fußnoten

Fußnoten beginnen mit einem Großbuchstaben und enden üblicherweise mit einem Schlusspunkt. Sie werden kleiner als der Fließtext und mit einfachem Zeilenabstand gesetzt.


Silbentrennung/Zeilenumbruch

Nach der Formatierung sollten Sie unbedingt die Silbentrennung in Ihrem Dokument überprüfen. Für korrekte Trennungen stehen Ihnen der bedingte Trennstrich sowie der geschützte Bindestrich zur Verfügung.


Bedingter Trennstrich

Dieses Zeichen signalisiert, dass an dieser Stelle ein Zeilenumbruch erlaubt ist, und bleibt bei nicht erfolgter Trennung unsichtbar. Der geschützte Trennstrich (auch weicher Trennstrich genannt) verhindert so unerwünschte Trennungen mitten im Text, die auftauchen können, wenn der Trennstrich manuell gesetzt wird – Sie haben das bestimmt schon das eine oder andere Mal gesehen.

Windows
Strg + Bindestrich
Alt + 0173/240

Mac
cmd + Bindestrich.

Der bedingte Trennstrich vermeidet hässliche Striche mitten im Text

Geschützter Bindestrich

Wenn Sie einen Zeilenumbruch nach einem Bindestrich verhindern wollen (zum Beispiel bei einer Wortbildung wie i-Punkt), setzen Sie den geschützten Bindestrich ein.

Windows
Strg + Umschalt + Bindestrich

Mac
cmd + Umschalt + Bindestrich.

Geschütztes Leerzeichen

Wollen Sie einen Zeilenumbruch an der Position eines Leerzeichens vermeiden, setzen Sie ein geschütztes Leerzeichen. Einsetzen können Sie es unter anderem bei Abkürzungen (z. B.), gegliederten Zahlen (300 000 Euro), Titeln (Dr. Maier) und Auslassungszeichen.

Windows:
Strg + Umschalt + Leertaste
Alt + 0160/255

Mac:
Alt + Leertaste
cmd + Umschalt + Leertaste


Anführungszeichen

Verwenden Sie immer die typografisch korrekten Zeichen. Im Deutschen sind das die öffnenden und schließenden doppelten Anführungszeichen für die wörtliche Rede sowie die einfachen Anführungszeichen für ein Zitat im Zitat und für die Auszeichnung von Begriffen. Zollzeichen sind keine Anführungszeichen! (Und auch kein Apostroph.)

Anführungszeichen sind keine Zollzeichen

Die doppelten Anführungszeichen finden Sie auf Ihrer Tastatur; eventuell müssen Sie in Ihrem Textverarbeitungsprogramm einstellen, dass die korrekten Zeichen wiedergegeben werden. Alternativ können Sie sie auch über Tastaturkürzel einfügen oder eine eigene Tastenkombination festlegen.


Hervorhebungen

In wissenschaftlichen Arbeiten sind nur bestimmte Arten der Hervorhebung erlaubt. Verzichten Sie unbedingt auf Fetten, Sperren und Unterstreichen. Wenn Sie eine metasprachliche Äußerung kennzeichnen oder einen besonderen Ausdruck hervorheben wollen, verwenden Sie einfache Anführungszeichen (doppelte Anführungszeichen werden für die wörtliche Rede eingesetzt) oder den Kursivschnitt. Die Hervorhebung erfolgt einmalig bei der Einführung des Begriffs.

Generell gilt: Setzen Sie Hervorhebungen sparsam ein. Zu viele Auszeichnungen wirken unruhig und stören den Lesefluss, weil sie die Aufmerksamkeit auch sich ziehen.


Schusterjungen und Hurenkinder

Achten Sie darauf, dass am Seitenanfang und -ende keine einzelnen Zeilen stehen, das sieht sehr unschön aus. Die gängigen Textverarbeitungsprogramme haben eine Absatzkontrolle.


Satz

Für die Gestaltung der Seiten gibt es üblicherweise Vorgaben der Hochschulen/Fachbereiche. Achten Sie darüber hinaus auf eine angenehme, harmonische Struktur: Wie sind die Abstände zwischen Überschrift und Text gestaltet? Stimmt das Verhältnis der Textblöcke? Sind genügend Absätze vorhanden? Fügen sich Abbildungen gut ein?


Abbildungen und Tabellen

Alle Abbildungen und Tabellen müssen fortlaufend nummeriert und mit einer Bildunterschrift versehen sein. Achten Sie darauf, dass die Abbildung und der sich darauf beziehende Text nicht zu weit voneinander entfernt sind, und stellen Sie den eindeutigen Bezug her. Die Bildunterschrift muss in jedem Fall direkt bei der zugehörigen Abbildung stehen.


Inhaltsverzeichnis

Überprüfen Sie abschließend, ob die Überschriften und Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis mit den Angaben im Dokument übereinstimmen.

  • Finden sich alle Überschriften sowohl im Verzeichnis als auch in der Arbeit wieder?
  • Sind die Überschriften identisch formuliert?
  • Sind die Seitenzahlen korrekt angegeben?

Nutzen Sie für das Inhaltsverzeichnis die entsprechende Funktion in Ihrem Textverarbeitungsprogramm, damit Sie es automatisch aktualisieren können, und vergessen Sie das Abbildungs- und Tabellenverzeichnis nicht.


Sprache

Textqualität

Ergeben Ihre Ausführungen ein sinnvolles Ganzes? Kann der Leser Ihren Gedanken folgen? Sind sie gut strukturiert?

Wissenschaftliche Arbeiten sollten präzise und klar formuliert sein, schwammige Aussagen und wirre Argumente haben hier nichts zu suchen

Achten Sie auf eine logische Abfolge Ihrer Sätze. Sind die Zusammenhänge erkennbar, beziehen sich die Sätze korrekt aufeinander? Stimmen die Bezüge?


Verständlichkeit und Stil

Formulieren Sie sauber und präzise, vermeiden Sie Bandwurmsätze und Verschachtelungen.

Überprüfen Sie Ihren Text auf umgangssprachliche Wendungen, auffällig viele Wiederholungen, Floskeln, Füllsel und schwammige Formulierungen und überarbeiten Sie gegebenenfalls entsprechend.

Setzen Sie Fachterminologie überlegt ein und achten Sie darauf, nicht in Fachchinesisch zu verfallen. Je mehr Fremdwörter und Fachjargon Sie verwenden, desto schwerer machen Sie es dem Leser. Achten Sie einmal darauf, wie die Autoren im angelsächsischen Raum schreiben: Viele der Paper zeichnen sich durch eine angenehm klare Sprache aus.

Eine gute wissenschaftliche Arbeit erkennt man nicht an geschraubten Formulierungen und vielen Fremdwörtern – wichtig sind gute, prägnant formulierte Gedanken und eine klare Sprache.


Stellungnahme

Sprechen Sie nicht von sich (keine Ich-Aussagen), schreiben Sie unpersönlich: Für die Ausführungen von Meier spricht …


Zitieren

Alle Gedanken, die nicht von Ihnen stammen, müssen Sie als solche kennzeichnen. Sie haben mehrere Möglichkeiten, aus fremden Werken zu zitieren.

Wörtliches Zitat

Sie geben fremde Aussagen wörtlich wieder. Das Zitat muss originalgetreu übernommen und darf nicht geändert, entstellt oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Das bedeutet, dass auch Rechtschreibfehler übernommen werden müssen (Sie können einen Fehler mit [sic] kennzeichnen).

Wörtliche Zitate stehen in doppelten Anführungszeichen; ein Zitat im Zitat wird mit einfachen Anführungszeichen gekennzeichnet.

Das wörtliche Zitat sollte besonderen Gedanken vorbehalten sein und nur dann eingesetzt werden, wenn es darauf ankommt, die Aussage des Autors exakt wiederzugeben.

Indirektes Zitat

Für die indirekte Rede verwenden Sie den Konjunktiv I. Hier dürfen Sie die Reihenfolge im Satz ändern (etwa die Position des Verbs), der Wortlaut des Originals wird aber beibehalten. Der Konjunktiv zeigt an, dass hier die Aussage eines anderen wiedergegeben wird.

Bei der indirekten Rede stehen keine Anführungszeichen. Vermischen Sie die indirekte Rede nicht mit dem wörtlichen Zitat.

Paraphrase

Beim Paraphrasieren zitieren Sie nicht wörtlich, Sie geben die Gedanken eines anderen sinngemäß wieder und fassen zusammen, ändern also den Wortlaut. Eine Paraphrase kennzeichnen Sie mit Vgl.

Diese Art der Wiedergabe eignet sich für längere Textabschnitte und wenn es nicht wichtig ist, wie sich der Autor im Einzelnen ausgedrückt hat. Auch hier muss der Sinn des Gesagten erhalten bleiben: Sie dürfen keine Behauptungen aufstellen, die nicht im ursprünglichen Text enthalten sind.

Beim Paraphrasieren werden keine Anführungszeichen gesetzt, montieren Sie bitte auch keine wörtlichen Passagen in den Text. Der Sinn eines wörtlichen Zitats ist es, eine bedeutsame Aussage wiederzugeben; sie zu verstümmeln, indem ein Teil davon weggelassen und der Rest irgendwo eingebaut wird, läuft dem zuwider.

Generell gilt: Lassen Sie das Zitat nicht einfach stehen. Nutzen Sie es zur Untermauerung, knüpfen Sie daran an, um die Aussage zu diskutieren oder zu kritisieren.

Auslassungen und erklärende Hinweise in Zitaten setzen Sie in eckige Klammern.


¶ Sie finden zu allen Punkten sehr ausführliche ergänzende Erklärungen im Internet, meist auch auf den Seiten der Hochschulen. Wenn Sie unsicher sind, was richtig ist – zum Beispiel aufgrund widersprüchlicher Aussagen –, fragen Sie Ihren Betreuer oder Ihre Fachgruppe.

Daneben haben Sie natürlich die Möglichkeit, Ihre Arbeit professionell korrigieren oder lektorieren zu lassen. Manche Anbieter übernehmen auf Wunsch auch die Formatierung.

Wenig Sinn erkenne ich in den Plagiatschecks, die inzwischen oft angeboten werden: Wenn Sie sauber gearbeitet haben, müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Ihre Arbeit ein Plagiat enthält. Wenn nicht … tja, dann liegt das Problem woanders.

2 Kommentare zu „Wissenschaftliche Arbeiten verfassen – Tipps und Hinweise für Studenten“

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