Gestatten: der Bindestrich

Der Bindestrich – in der Typografie auch Divis genannt – wird häufig falsch gesetzt. Viele verwechseln ihn mit dem längeren Gedankenstrich, der nicht nur anders aussieht, sondern auch eine ganz andere Funktion hat.

Wozu einen Bindestrich?

Der Bindestrich ist ein Viertelgeviert lang; er verbindet zusammengehörende Wörter oder signalisiert, dass etwas ausgelassen wird, zum Beispiel so: Groß- und Kleinschreibung.

Er ist auf jeder Tastatur zu finden und funktioniert in jedem CMS unter jedem Betriebssystem. Viele Schreiber gehen deshalb leider den bequemen Weg und setzen den Bindestrich auch dann, wenn der längere Halbgeviertstrich korrekt wäre, zum Beispiel als Gedankenstrich oder bei Zeitangaben.

In Onlinetexten wimmelt es nur so von verkehrten Strichen, auch auf den Seiten der großen Medienhäuser.


Verbinden, was zusammengehört

An anderer Stelle fehlt der Bindestrich leider viel zu oft, nämlich genau dort, wo er etwas verbinden soll. Das ist der Fall, wenn man mehr als zwei Bestandteile zu einem neuen Ganzen zusammenfügt: Franz-Xaver-Singer-Straße.

[Ergänzt infolge der Kommentare]

Das amtliche Regelwerk schreibt dazu in § 50:

»Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, deren erste Bestandteile aus Eigennamen bestehen. Beispiele: Albrecht-Dürer-Allee, Heinrich-Heine-Platz, Kaiser-Karl-Ring, Ernst-Ludwig-Kirchner-Straße, Rainer-Maria-Rilke-Promenade, Thomas-Müntzer-Gasse«

Auch wenn englische Begriffe mit deutschen verbunden werden, muss der Bindestrich gesetzt werden: Social-Media-Strategie. Gleiches gilt für Zusammensetzungen mit Zahlen und anderen Wortarten: Der 400-Euro-Job, die Stuttgart-21-Gegner und das In-sich-Ruhen. Die Sprachwissenschaft nennt das Durchkopplung.

Wenn nichts zu verbinden ist und Sie auch keine Wortteilung anzeigen möchten, hat der Bindestrich in Ihrem Text nichts zu suchen.

Ganz anders: der Halbgeviertstrich

Wenn Sie einen Gedanken-, Auslassungs- oder Streckenstrich setzen, Ihre Öffnungszeiten oder einen Geldbetrag angeben möchten, verwenden Sie einen Halbgeviertstrich. Dieser lässt sich über das entsprechende Tastaturkürzel – unter Windows bzw. am Mac – schnell und einfach einfügen.

6 Kommentare zu „Gestatten: der Bindestrich“

  1. Danke für diese Seite (sehr schön und gut geschrieben)! Ich war auf der Suche nach der Bindestrich-Regel für Eigennamen, wie im obengenannten Beispiel, Franz-Xaver-Str. Mein Beispiel ist analog zu den Beispielen im Duden – es werden dort beide Schreibweisen zugelassen, s.u. Ich würde dem Kommentator oben zustimmen, dass Verbindungen mit Eigennamen eine Ausnahme sind.

    „Wenn Verbindungen aus Buchstaben und Ziffern als Einheit empfunden werden, kann man in Aneinanderreihungen auf einen Bindestrich verzichten.

    G-8-Staaten, auch: G8-Staaten
    eine W-3-Professur, auch: W3-Professur
    Aber nur: DIN-A4-Heft

    Zwischen den Teilen einer angeführten Wortgruppe kann der Bindestrich weggelassen werden.

    die „25 Jahre CCI“-Feier (oder: die „25-Jahre-CCI“-Feier)
    der „Lady Gaga“-Fanklub (oder: der „Lady-Gaga“-Fanklub)“

    https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/bindestrich

    1. Miriam Muschkowski

      Vielen Dank.

      Es stimmt, dass es Fälle gibt, in denen der Bindestrich wegfallen kann. Die Beispiele, die Sie anführen, betreffen allerdings andere Fälle als die Schreibweise von Straßennamen: Buchstaben und Ziffern werden hier nicht verbunden, und wollten Sie den Regeln für Wortgruppen folgen, müssten Sie »Franz Xaver Singer«-Straße schreiben, wofür es keine Grundlage gibt.

      Kleiner Exkurs: Diese Regel darf sowieso hinterfragt werden. Im amtlichen Regelwerk habe ich sie nicht gefunden. In diesem Zusammenhang ist es auch gut zu wissen, dass der Duden zwar den Sprachgebrauch abbildet, aber nicht (mehr) die Regeln aufstellt.

      Bei den Erklärungen des Duden, die Sie hier verlinkt haben, wird übrigens explizit ein Straßenname als Beispiel erwähnt, und zwar in der gleichen Schreibweise wie in meinem Beitrag: E.-T.-A.-Hoffmann-Straße.

      Auch das Regelwerk gibt das so an:

      Ȥ 50: Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, deren erste Bestandteile aus Eigennamen bestehen.

      Beispiele:
      Albrecht-Dürer-Allee, Heinrich-Heine-Platz, Kaiser-Karl-Ring, Ernst-Ludwig-Kirchner-Straße, Rainer-Maria-Rilke-Promenade, Thomas-Müntzer-Gasse«

  2. Mondrian v. Lüttichau

    „An anderer Stelle fehlt der Bindestrich leider viel zu oft, nämlich genau dort, wo er etwas verbinden soll. Das ist der Fall, wenn man mehr als zwei Bestandteile zu einem neuen Ganzen zusammenfügt: Franz-Xaver-Singer-Straße.“ – Bei manchen Menschen (auch mir) wird es wohl nach wie vor als stimmig empfunden, wenn Eigennamen (Vor- und Nachname) bei Straßenbezeichnungen u.dgl. nicht gekoppelt werden. Schließlich werden sie ja auch nicht gekoppelt, wenn sie allein stehen, – obwohl sie auch dann „zwei Bestandteile sind, die zu einem neuen Ganzen zusammengefügt“ werden“. – – Aber ich weiß wohl, ich bin hier im falschen Film. Wenn es um bürokratisch verfügte „Normen“ geht, gibt es keine Logik. Das war jetzt nur ein hilfloses Zappeln…

    1. Miriam Muschkowski

      Bei manchen Menschen (auch mir) wird es wohl nach wie vor als stimmig empfunden, wenn Eigennamen (Vor- und Nachname) bei Straßenbezeichnungen u.dgl. nicht gekoppelt werden. Schließlich werden sie ja auch nicht gekoppelt, wenn sie allein stehen, – obwohl sie auch dann „zwei Bestandteile sind, die zu einem neuen Ganzen zusammengefügt“ werden“.

      Sie schreiben es selbst: Eigennamen werden nicht gekoppelt – warum sollten sie auch? Wenn Sie Ihren Namen aufschreiben, entsteht kein neues Ganzes, weil ein Name keine Zusammensetzung ist (nicht alles, was irgendeine Art von Verbindung aufweist, ist grammatikalisch eine Zusammensetzung). Erst wenn etwas dazukommt, was zusammen mit dem Namen eine neue Gesamtbezeichnung ergibt, wird gekoppelt. Die Regeln zur Bindestrichschreibung finden Sie sehr ausführlich hier: https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/bindestrich. Oder Sie schauen mal im amtlichen Regelwerk, das Sie hier herunterladen können: https://www.rechtschreibrat.com/regeln-und-woerterverzeichnis/. Sie werden sehen, dass die Regeln durchaus einer Logik folgen.

      Da die Rechtschreibung nur im offiziellen Kontext verbindlich ist (also zum Beispiel in Schulen und Behörden), kann privat übrigens jeder schreiben, wie er möchte; wenn Sie das wollen, können Sie also auch »Franz Xaver Singer Straße« oder »Franz Xaver Singer-Straße« schreiben, auch wenn das den Regeln zuwiderläuft. Da wohl jeder mit dem Ziel schreibt, gelesen und verstanden zu werden, ist es aber durchaus sinnvoll, sich an die Regeln zu halten – nicht weil sie »bürokratisch verfügt« sind, sondern weil sie Einheitlichkeit gewährleisten, sodass man sich beim Lesen auf den Inhalt konzentrieren kann, statt über die Form zu stolpern.

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