Von Textarbeitern und Häuslebauern

Immer wieder werde ich gefragt, was genau eigentlich beim Lektorat passiert. Eine Antwort auf diese Frage könnte so beginnen: Ein guter Text ist wie ein schönes Haus.

Steile These, sagen Sie? Bleiben Sie noch ein bisschen da.

Stellen Sie sich bitte einmal ein Haus vor – ein tolles Haus; eines, in dem Sie gerne wohnen würden.

So ein Haus entsteht nicht von heute auf morgen, und damit es stabil und sicher steht, braucht es ein gutes Fundament und einen durchdachten Aufbau. Bei einem Text ist das nicht anders.

Bauen Sie nicht auf Sand – stimmt das Konzept?

Struktur und Aufbau als Grundgerüst des Textes müssen stimmen. Ist ein roter Faden erkennbar? Gibt es eine innere Logik? Ist die Argumentation überzeugend?

Wie sieht es mit der optischen Gestaltung und der Leserfreundlichkeit aus? Gibt es Absätze, Zwischenüberschriften, gegebenenfalls übersichtliche Aufzählungen und/oder Tabellen? Ist der Text vielleicht zu lang (oder gar zu kurz bzw. nicht ausführlich genug)? Beim Lektorat überprüfe ich, ob Ihr Textgerüst trägt.

Einladend schreiben – der Leser ist Ihr Gast

Wenn das Haus einmal steht, soll es auch schön aussehen. Ein sauberer Anstrich, ein intaktes Dach und eine ordentliche Auffahrt wirken ansprechend und einladend.

Beim Schreiben erzielen Sie diese Wirkung durch den passenden Stil und eine zielgruppengerechte Ansprache. Im Lektorat befreie ich zum Beispiel einen Text, der sich an Laien richtet, von zu viel Fachsprache und mache ihn verständlicher – denn kommt die Aussage beim Leser nicht an, war alle Mühe vergebens. Sie würden Ihre Steckdosen ja auch nicht dort anbringen, wo kein Strom fließt.

Einen Text, den Sie dauerhaft verwenden möchten, sollten Sie außerdem immer mal wieder überprüfen (lassen): Ist die Sprache noch zeitgemäß? Kommen Ihre Botschaften noch an?

Klare Sätze, klare Sache – und die Details nicht vergessen

Damit Sie immer den Durchblick haben, müssen ab und zu die Fenster Ihres Hauses geputzt werden. Eindeutige, saubere Formulierungen bringen Klarheit in einen Text. Beim Lektorieren spüre ich doppeldeutige Sätze, ungenaue Begriffe und missverständliche Aussagen  auf und ersetze sie durch treffende Alternativen. Man könnte auch sagen, ich poliere den Text wie Sie die Fenster Ihres Hauses.

Nicht alle Verbesserungen sind so offensichtlich. So wie man im Haus auch mal in den Ecken und hinter den Möbeln den Staub entfernen sollte, profitiert ein Text häufig von ganz feinen Überarbeitungen. Eine stilistische Nuance – zum Beispiel ein Synonym – kann einen großen Unterschied machen.

Ganz schön aufwendig – muss das denn alles sein?

Nicht jeder Text braucht das volle Programm. Um beim Bild des Hauses zu bleiben: Ob das Lektorat einer Kernsanierung, einer Renovierung oder einer Schönheitsreparatur entspricht, hängt von der Textqualität ab.

Zuletzt kommt das Korrektorat, also die abschließende Überprüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Hier berichtige ich zum Beispiel verirrte Kommas und entferne Buchstabendreher. Sie haben Ihr Haus schließlich nicht hübsch gemacht, damit Ihr Besuch in der Einfahrt über einen Stein stolpert.

Anregungen und Beispiele für die Textbearbeitung:

3 Tipps für bessere Texte
Hinweise zum wissenschaftlichen Schreiben
Korrekturlesen: 10 Tipps für weniger Fehler

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