»Soweit das Auge reicht« – bis 1996 war das ein korrekt geschriebener Satz. Seit der Rechtschreibreform ist »soweit« hier falsch, auch wenn das längst nicht jeder mitbekommen hat. Korrekt schreibt man heute »so weit das Auge reicht«.
Heißt das, »soweit« ist immer falsch?
Ganz und gar nicht. Die Schreibweise »soweit« ist nach wie vor korrekt – wenn die Konjunktion gemeint ist. In allen anderen Fällen schreibt man getrennt.
Die Konjunktion »soweit«
Eine Konjunktion (auch Bindewort genannt) ist ein Wort, das Satzteile miteinander verbindet. Handelt es sich dabei um zwei Hauptsätze, verwendet man eine sogenannte nebenordnende Konjunktion; typische Vertreter sind »und«, »oder« und »aber«.
»Soweit« gehört zur Gruppe der sogenannten Subjunktionen, das sind unterordnende Konjunktionen, die einen Nebensatz mit einem übergeordneten Haupt- oder Nebensatz verknüpfen. Zum Beispiel so: »Soweit ich weiß, ist er nicht zu Hause.«
Weitere Beispielsätze mit der Konjunktion »soweit«:
- Soweit möglich, haben wir alles berücksichtigt.
- Soweit ich das beurteilen kann, ist dieser Text fehlerfrei.
- Soweit ich weiß, wohnt er jetzt in Hamburg.
»Soweit« hat die Bedeutung »nach dem, was«, »soviel« (nicht »so viel«!) oder »in dem Maße, wie«. Ob es sich um eine Konjunktion handelt, können Sie also ganz einfach überprüfen, indem Sie »soweit« entsprechend ersetzen: »Nach dem, was ich weiß, wohnt er jetzt in Hamburg.«
Ergibt dieser Test keinen Sinn, sind Sie auf dem Holzweg.
Keine Konjunktion? Keine Zusammenschreibung!
Handelt es sich nicht um eine Konjunktion, schreibt man ausnahmslos getrennt; ist die Ersetzungsprobe also negativ, schreiben Sie immer »so weit«.
Auch dazu einige Beispielsätze:
- so weit wie möglich
- So weit, so gut.
- Es geht ihr so weit gut.
- Ich will so weit wie möglich weg von hier.
- Es kommt noch so weit, dass er überhaupt nicht mehr arbeiten will.
- Ich bin fast so weit.
- So weit hast du wohl nicht gedacht?
Nun wissen Sie Bescheid – und machen es auch dann richtig, wenn beide Schreibweisen in einem Satz auftauchen: »Soweit ich weiß, sind sie noch nicht so weit.«
Auch ganz schön knifflig: »zurecht» vs. »zu Recht«
Bald ist es wieder so weit! <– ist das denn jetzt so richtig?
Vielen Dank!
Das stimmt so, ja. :)
Ist der Beispielsatz „Es geht ihr so weit gut.“ nicht falsch? Man kann es doch eben ersetzen, also „Es geht ihr, nach dem, was ich weiß, gut.“. Demnach müsste es sich doch um eine Konjunktion handeln und „soweit“ heißen?
Hallo Steffen,
nein, das sind zwei verschiedene Dinge. Hier steht ja eben nicht »soweit ich weiß« oder »soweit mir bekannt ist«. Wäre es so, hätten Sie recht und es müsste »soweit« heißen – die Aussage wäre dann aber eine ganz andere.
Mit dem Satz »Es geht ihr so weit gut« macht der Sprecher keine Aussage über seinen eigenen Kenntnisstand, sondern tatsächlich darüber, wie es der Person, über die gesprochen wird, geht. »So weit« drückt hier eine inhaltliche Einschränkung aus; deutlicher wird es so: »Es geht ihr so weit gut, nur/aber/allerdings …«
Verstehe, danke. Und wenn der Sprecher seinen eigenen Kenntnisstand damit ausdrücken möchte, könnte man vermutlich auch schreiben „Es geht ihr soweit gut, wie ich gehört habe.“, oder?
Gerne. Die Konjunktion »soweit« steht im Nebensatz, es muss also heißen: »Soweit ich gehört habe, geht es ihr gut« oder »Es geht ihr gut, soweit ich gehört habe«. Ihr Satz ist nur in der Variante »Es geht ihr so weit gut, wie ich gehört habe« richtig.
Cool getextet! Chapeau!